Kaffeerösterei

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Donnerstag, 24. August 2017

Taxifahren in Nairobi - Story 1: Airport - Langata

Man kommt nicht an ihnen vorbei und doch wäre es so schön, wenn man ohne sie auskommen könnte: Taxis samt deren raffgierigen Fahrern, die die Straßen von Nairobi bevölkern und ständig auf der Suche nach Beute sind.

Normalerweise hiesse das, bei einigermaßen klarem Verstand sind Taxis nahezu ein No-go. Technisch oftmals völlig unzulänglich, bei einem Komfort der zu wünschen übrig lässt. Dafür utopisch in der Preisgestaltung und nach oben hin offen. Weshalb also freiwillig in so eine Betrugsmaschine mit Ansage einsteigen? Weil man die Taxis halt doch ab und zu braucht, ganz einfach.

Der Klassiker: Ankunft am Flughafen
Eigentlich alles ausgemacht. Kurz nach dem Landen der Blick aus dem kleinen, ovalen Fenster des Airbus A330. Da hinten irgendwo steht mein Bekannter und wartet auf mich hinter der Absperrung am Ausgang des Flughafengebäudes. Noch gestern per Email hat er bestätigt, dass alles klappt, ich müsse mir keine Sorgen machen. Er wird da sein mit Aporro (ein Kikuyu, eigentlich heißt er Apollo). Ein Taxler der so eine Tour nebenher einbauen konnte. Win-win-Situation sozusagen. Wem das Taxi gehört? Keine Ahnung.

Copyright by Arthur Buliva (Wikipedia)

Ach ja, es ist 5.00 Uhr am Morgen. Es ist dunkel, Nairobi schläft. Nur die Mombasa Road vom Flughafen in die Stadt liegt da wie eine Schlange in der Finsternis und wartet auf Beute. Am liebsten leichte Beute.

Copyright by Apalsola (Wikipedia)







Zollkontrolle, alles gut gangen. Dann raus hier. Gleich zwanzig Meter weiter die Absperrung, dahinter rund 100 Menschen: Abholer allesamt, teils Familie, Freunde, Schlepper, Taxifahrer. Ich schaue mich um. Weit und breit keine Freund mit seinem Mann im Mond zu sehen. Diese Apollo-Mission scheint vorerst schief gegangen zu sein. Da taucht mein Freund auf. Er selbst musste sich irgendwie zum Flughafen durchschlagen. Apollo habe angerufen, er sei durch eine andere Tour etwas aufgehalten worden, aber bald da. Er befinde sich sozusagen schon fast im Anflug.

Nun gut. Ein bisschen Zeit können wir totschlagen. Ist ja auch angenehm, so früh am Morgen.Wir besprechen dies, wir besprechen jenes. So wird es 5.45 Uhr und, Ring-ring, Apollo meldet sich. Ja, er sei nun gleich da, nur noch schnell etwas abholen. Dauert nicht mehr lange. Inzwischen haben wir den Ort gewechselt. Erstens, ist es frustrierend im Ausgangsbereich dauernd neue Passagiere zu sehen, die schnell abgeholt werden und zweitens beginnt jetzt die Morgensonne etwas unerbittlicher zu scheinen. Nach einer durchflogenen Nacht gibt es bessere Anblicke. So ziehen wir uns zurück unter einen Baum auf dem Parkplatz in Sichtnähe der Straße. 6.20 Uhr, Ring-ring, Auftritt Apollo, dritter Teil. "Wo seid ihr?", ruft da einer aufgeregt ins Telefon. Er sei gleich da, wir sollen schon mal zur Straße kommen. Als ob wir da nicht schon längst wären. Irgendwie nehmen wir das alles so hin, die Gleichgültigkeit hat uns bereits im Griff. Nur hin und wieder, so alle 10 Minuten ein kurzer Wutanfall.

Die Belohnung winkt in Form einer günstigen Taxifahrt. Ich rechne so mit 15 Euro. Hätte man sich eines regulären Fahrzeugs am Flughafen bedient, wären so etwa 35 bis 50 Euro fällig geworden. Und die Angst fährt mit, denn man weiß ja nie zu wem man direkt am Flughafen ins Auto steigt. Und der Mombasa Highway kann dann sehr lang werden und hat viele dunkle Ecken und Abzweigungen in Gewerbegebiete.

Da, endlich. Um sieben Uhr Morgens. Einzug der Gladiatoren. Apollo nebst Co-Pilot kommt mit einem einigermaßen fahrtüchtigen Volvo in die Arena eingerollt. Er ist auch noch stolz, dass er uns fahren kann. Am liebsten würde ich ihm eine Standpauke halten. Aber das erspare ich ihm und irgendwie auch mir. Ich will jetzt nur noch heim, duschen und ein wenig schlafen.

Apollo hingegen dreht jetzt mächtig auf, erzählt mir was von den guten Christenmenschen, so wie er einer sei und den vielen Übeln und Versuchungen des Lebens da draußen. Aber wir seien ja an ihn geraten, er sei ja einer von den Guten. Leise flüstert mein Freund mir zu, er kenne Apollo und er müsse sagen: Ja, es treffe schon zu. Er selbst würde ihn immer am Sonntag in der Kirche sehen. Der Beweis war also erbracht.

Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich glaube es waren noch zwei unwesentliche Stops auf dem Weg nach Hause. Apollo war jetzt durstig und hungrig. Er musste anhalten, um an der Strasse Tee und irgendetwas Undefinierbares einnehmen. Dazu benötigte er zwei Anläufe, wobei er dann beim zweiten Mal an einer Tankstelle gleich die Luft seiner Volvoräder nachschauen liess.

Irgendwann kamen wir dann tatsächlich in Langata an. Es war kurz nach acht Uhr am Morgen. Ich könnte eigentlich schon seit zwei Stunden im Bett liegen. Raus aus der Karre, Kofferaum auf, schnell das Gepäck greifen und Apollo bezahlen.

Und was sagt unser freundlicher Taxifahrer: "40 Euro". Da platzt mir aber der Kragen und ich sage ihm, dass er zwei Stunden zu spät gekommen sei und unterwegs auch noch rumgetrödelt habe. Dafür zahle ich ihm nicht so viel. Das kostete es ja noch nicht einmal mit den regulären Halsabschneidern und Haifischen am Flughafen und da wäre ich schon längst zuhause gewesen, wo er noch nicht einmal am Flughafen war. 15 Euro bekäme er und sonst nicht für seinen Service.

Er nimmt das Geld. Wortlos. Wochen später erfahre ich, dass mein Freund die restlichen 25 Euro bezahlt hat. Da war ich sprachlos und habe dem Freund dieses Geld gegeben, da ich ihn nicht ausnutzen wollte. So läuft das in Kenia. Money for nothing. Und jeder macht mit oder möchte mitmachen.


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